Ein Tag im Frühwinter...
#1
Die Arbeiten rund um Drakenborg waren sehr gut vorangeschritten. Doch nun stand der Winter vor der Tür, die Nordmänner beeilten sich, die angefangenen Bauten zu Ende zu bringen. Zudem wurden Vorräte eingeholt und alles bereitete sich auf den ersten Winter in Drakenborg auf der Insel des Roten Drachen vor.
Tjalf und Hyglak arbeiteten am Ausguck, welcher am Fjord aufgebaut wurde. Plötzlich blinzelte Tjalf und schaute in die Ferne:
"Da nähert sich ein Drache..."
"Wo?" fragte Hyglak und schaute ebenfalls auf das wilde Meer heraus.
Tatsächlich näherte sich ein nordmannisches Langschiff, auch wenn es noch weit draußen war.
"Tatsächlich", bestätigte nun Hyglak. "Ein Drache..."
"Kannst Du erkennen, welches Schiff es ist?" fragte Tjalf.
"Moment..." Hyglak schaute, ob er die Form des Drachenkopfes erkennen konnte. "Es ist die Rodblakjaeft. Der Herr kehrt zurück."
Tjalf nickte.
"Ich gehe in die Siedlung und sage bescheid."
+++
Einige Zeit später fuhr das Langschiff von Herrn Berkenbrecht in den Fjord von Drakenborg ein. Der Ritter begab sich dann von Bord, in Begleitung von Lady Kiliana, seiner Rittergesellin und seiner treuen Knappin Dana.
Die Rittergesellin lächelte einen kurzen Moment dankbar, als sie das Schiff verließen - ob dies daran lag, dass sie sich auf Land einfach wohler fühlte, sie sich nicht mehr auf Sapientia befanden oder sie einfach die rote Insel mochte - woran es nun lag, behielt sie für sich.
Auch hier lag noch immer kein Schnee. Sie wunderte sich schon nicht mehr darüber, denn auch die letzten Jahre war er eher selten gewesen. Falls er doch kam, würde das den neuen Langhäusern sicherlich nichts ausmachen. Die neuen Dächer konnten sicherlich eine ordentliche Ladung tragen. Überhaupt waren die Nordleute sehr schnell voran gekommen und sie hatte sich fast schon daran gewöhnt. Denn die meisten hatten zwar ihre Arbeit kurz ruhen lassen, um ihren Herren herzlich zu begrüßen, waren dann aber schnell zurückgekehrt. Nein, Zeit zu verschwenden war ihre Art nicht.
Nun mal schauen, ob sie selbst diesen Winter Zeit für einige Dinge finden würde. Einerseits wollte sie sich mit dem Buch beschäftigen, dass ihr Tal'Risha kurz vor der Abreise von der grauen Insel in die Hand gedrückt hatte, zum anderen wollte sie Gwen besuchen. Sie würde Herr Berkenbrecht danach fragen, wenn sich die Gelegenheit bot.
Während sie direkt hinter dem Ritter den Weg zur Motte hinauf gingen, tippte sie Dana leicht gegen die Schulter "Sag mal, wie geht es eigentlich mit deinen Liedern voran? Und hast du schon etwas von Fenna gehört?"
Dana schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe leider nichts von ihr gehört, aber wir waren ja auch immer unterwegs.
Ich denke, ich werde mit dem Lied einfach mal anfangen und es mit ihr anschauen, sobald wir uns das nächste Mal sehen."
In letzter Zeit hatte man Dana wieder öfters mit ihrem Liederbuch gesehen. Ganze Seiten hat sie neu geschrieben und überarbeitet.
"ich habe mir das ein oder andere für den Refrain überlegt, aber irgendwie auch wieder verworfen. Also noch sind es nur Gedankenspiele."
"Du beginnst beim Dichten eines Liedes immer beim Refrain, oder? Die Strophen ergeben sich dann zum Teil daraus?" Sie warf einen Blick zu Herr Berkenbrecht, bevor sie sie weiter sprach. "Zum Glück gibt es in diesem Winter genug Zeit für Geschichten - da fällt es sicherlich leichter diese zu füllen."
?Ja, ich beginne meist, beim Refrain. Da sich dieser immer wiederholt sollte er das zentrale Element sein, oder die Geschichte unterstützen die man erzählt. Ich hab aber auch schon während dem Schreiben den Refrain wieder komplett über Bord geworfen, oder ihn im Laufe des Liedes verändert, wie beim Heimatlied.?
Dana lächelt.
?Aber um den passenden Refrain zu finden, muss ich erst einmal einen groben Ablauf des Liedes im Kopf haben. Was ist Zentral darin? Beim Heimatlied, dreht sich natürlich alles um die Heimat und den Fortschreitenden Weg. Also was ist der zentrale Punkt in diesem neuen Lied? Wollen wir seine Taten preisen? Dann könnte der Refrain im Stil von. ?hört die Geschichten, was damals geschah?? lauten. Oder wollen wir die Geschichte wirklich aus unserer Sicht erzählen? Dass wir ihn nicht kennen gelernt, aber vieles von ihm gehört haben.?
Offenbar hatte sich Dana wirklich schon einige Gedanken dazu gemacht. Ihr Blick fällt auf Herrn Berkenbrecht.
?Aber wir brauchen noch mehr Geschichten über ihn.?
#6
#8
Sie ließ ihren Blick über die Siedlung und dann über das Land dahinter schweifen. Der Wind der aus der Siedlung herüber wehte, roch nach dem frischen Holz. "Ich mag Drakenborg. Und ich hätte niemals gedacht, dass hier in einer so kurzen Zeit so viel stehen würde. Der Vinländische Einfluss ist unverkennbar - ich bin gespannt, wie es hier in ein paar Jahren aussehen wird, wenn die Männer begonnen haben dies hier wirklich zu ihrer Heimat zu machen." Sie hob eine Hand voll Boden auf und betrachtete die schwarze Krume in ihrer Hand. "Was wollt ihr nächstes Jahr ausbringen lassen?"
#10
"Da habe ich mir einige Gedanken gemacht.. ich denke, zu einem guten Teil werde ich Roggen und Mais anpflanzen lassen. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, einige Haine mit Obstbäumen zu kultivieren", meinte Herr Berkenbrecht.
"Wenn Ihr aber weitere Vorschläge habt, bin ich dem offen. Ich bin kein guter Landwirt..."
"Meine Stärke ist es auch nicht. Das war etwas, für das sich mein Vater sehr interessiert hat. Wir haben zum Winter meist Roggen ausgebracht und im Sommer Hafer oder Gerste. Mais würde ich auch eher im Sommer anbauen, damit ihr auch Blätter im Winter verfüttern könnt. Die Erde in meiner Heimat hatte eine ähnliche Farbe - allerdings war sie weniger körnig. Ob das hier genauso ist, kann ich nicht sagen. Bei uns hat bei Obstbäumen so ziemlich alles gut gezogen, was einen Stein hat - Kirsche oder Pflaume." Sie grinste wie ein kleines Mädchen. "Wenn meine Mutter auf Verwandschaftsbesuch war, hab ich auch beim Einkochen geholfen".
"Hm, vielleicht haben ja schon andere Siedler Erfahrungen mit dem Boden gemacht."
"Vielleicht haben die Bewohner von Heldenfeld bereits Erfahrungen gemacht, was hier gut gedeiht. Munkelheim und Aschenbach wurde ja zur gleichen Zeit wie Drakenborg gegründet, da dürfte noch nicht viel an Erfahrung vorhanden sein." Dana sieht sich die Umgebung an und ergänzt dann.
"Was gedeiht hier denn wild, also ohne dass wir da was machen? Vielleicht ist das ein Anhaltspunkt was hier gut gedeiht."
#13
"Hier wachsen vor allem Steine", lachte der Ritter. "Nein, im Ernst, die Vegetation hat Ähnlichkeiten mit der Vinlands, auch wenn die Insel wohl viel jünger ist und der Vulkan reichlich schwarze Asche ausgespuckt hat."
Sie laufen den Fjord langsam hoch an frisch gezimmerten Gebäuden vorbei, bis sie schließlich an das prächtige Langhaus kommen, welches Herrn Berkenbrecht als Wohnhaus dienen soll. Das Langhaus hat einige Anbauten und ist im Stil stark an jenen aus Vinland angelehnt, auch wenn einige Einflüsse der Mittellande durchaus zu sehen sind.
"Solange uns die Steine nicht auf den Kopf regnen, werden sie sicherlich einen Nutzen haben." Schmunzeld schaut Kiliana zum Fundament der Motte. "Und ich würde sagen, dass es hier ein wenig wärmer ist. Eure Langhäuser sind übrigens praktisch - man hat meist tatsächlich alles unter einem Dach und die Wege durch Regen und Schnee sind so deutlich kürzer."
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