Kara´Zhan Kampagne: Hauptlinie

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09.08.2017 20:31
#1
Ni

Es war ein seltsames Gefühl zu sehen, wie alle verschwanden. Am Anfang hatte Leylin gehofft, dass der Ruf auch sie ereilen würde. Doch alles es um sie herum still wurde, hatte sie sich eingestehen müssen, dass sie den Roten Vater nicht gehört hatte. Am ersten Tag zerbrach sie sich den Kopf, pausenlos darüber, was sie falsch gemacht hatte und ob ihr Glauben vielleicht nicht stark genug war. In der Nacht auf den zweiten Tag setzte sie ihrem düsteren Brüten ein abruptes Ende und begann zu üben, stärker noch, als vorher. Sie erinnerte sich an die Worte, dass es nicht schlimm sei, den Ruf nicht zu erhalten und das die eigenen Aufgaben in diesem Moment wichtiger sein mochten. Es war ja nicht so, dass sie untätig war, im Gegenteil. Bis zum Ende der Woche hatte sie den Schutzzauber ihres Körpers so perfektioniert, dass sie beinahe stolz auf sich war. Zusätzlich ging sie...sehr zum Widerwillen ihres Feuers, jeden Morgen ans Meer, um zu schwimmen. Auch schrieb sie drei neue Gebete an den Roten und übte sich im Schwertkampf. Langweilig war ihr nicht. Dennoch kam es ab und an vor, dass ihre Gedanken zu den fernen Drachenlanden reisten und sie sich fragte, was dort wohl gerade geschah.
Die Gespräche mit den anwesenden Sippenvorstehern erwiesen sich als langwierig, furchtbar ermüdend und haarsträubend. Leylin war über die anhaltenden Angriffe froh, denn sie gaben ihr die Möglichkeit, die aufgestaute Wut loszuwerden. Auch hatte sie so die Möglichkeit, ihren Schutzzauber über die Maßen zu testen. So würde Niamh sie zumindest in dieser Hinsicht in einem STück vorfinden, wenn die Ältesten sie nicht vorher aufspießten bei ihren Meinungsverschiedenheiten. Letztlich gelang es ihr jedoch, zumindest einen Waffenstillstand ion die Streitereien zu bringen und einen Vertrag aufsetzen zu lassen, der die Unruhen innerhalb der Gruppen solange still legte, bis die Umgebung wieder langfristig sicher war.

Als Niamh ihren Lehrling verlassen hatte, war sie mehr oder minder direkt vom Schlachtfeld aus aufgebrochen. Blut hatte noch immer an ihrer Kleidung geklebt und sie hatte sich noch nicht einmal Zeit genommen die Spritzer aus dem Gesicht zu streichen. Die Anweisungen, die sie Leylin hinterlassen hatte waren kurz, aber unmissverständlich in ihrer Erwartungshaltung gewesen. Als sie nun zurückkehrte, war sie in einem weitaus besseren äußerlichen Zustand als sie aufgebrochen war. Sie hatte ihre Kleidung gewechselt und sich gewaschen, wie es schien. Dennoch schien sie nicht ausgeruht, sondern vielmehr recht müde zu wirken. Als sie hinter Leylin an die steinerne Burgmauer trat und über die Ebene blickte, seufzte sie. "Ruhig hier... Fast idyllisch..." Ihre Stimme war leise. Viel besorgniserregender war die Tatsache, was Niamh nicht ansprach - es war einfach zu ruhig seit die dieses Schlachtfeld verlassen hatte und sie konnte nicht sagen, dass sie diese Ruhe wirklich freudig stimmte. Ermattet legte sie ihren linken Arm auf den Zinnen ab. Ihr Blick glitt noch immer über die Ebene und streifte eher durch Zufall ihren Lehrling.

Leylin lächelte flüchtig als Niamh neben sie trat. Sie musterte die Magierin von der Seite und nahm die äußeren Müdigkeitserscheinungen daher durchaus zur Kenntnis. Als Niamhs Blick sie streifte, sah sie ebenfalls auf die Ebenen. "Es ist gut, dich wieder hier zu wissen.", sagte sie ruhig. Sie selbst wirkte nicht viel vitaler. Über ihrer Wange zog sich ein verkrusteter Schnitt, der eindeutig von einer Klingenwaffe stammte, aber gut zu verheilen schien. "Es gibt einen Waffenstillstand zwischen den Ältesten. Allerdings weiß ich nicht, wie lange er halten wird, wenn wir weiter reisen." Sie lehnte sich auf die Brüstung und blickte nach unten. "Die Unstimmigkeiten sind jedoch vorerst, solange die Kampfhandlungen noch andauern und die Lande nicht wieder nachhaltig befriedet sind, beiseite geschoben."

"Ich hatte nicht vor weiterzureisen," gab Niamh zurück. Diese Gegend war genau das wonach sie seit Jahren gesucht hatte und in diesem Umfeld fühlte sie sich wohl. "Du wirst hier viel lernen können, viel mehr als in der sicheren Abgeschiedenheit des Tempels..." Sie beobachtete die Reaktion ihres Lehrlings genau.

Wenn Leylin überrascht war, dann zeigte sie es nicht. Einzig ein kurzes Zucken ihrer Mundwinkel ließ bemerken, dass sie fast mit diesen Worten gerechnet hatte. "Ich lerne bereits, ja. Dann werde ich viel Freude haben, diese Verhandlungen weiter zu führen, wenn du es mir gestattest, Mutter." War da auch Hauch Ironie in diesen Worten? Nun ja, nach dem, was Niamh über das Gezänk der Ältesten wissen dürfte, kein Wunder. Über Leylins Gesicht huschte plötzlich ein Grinsen. "Das wird die Ältesten gar nicht freuen..."

"Dann haben wir ja gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Du kannst die Ältesten ärgern und sie dich. Und als Nebeneffekt lernst du auch noch etwas..." Niamh wusste, dass Leylin sich zurückhalten musste, um nicht die Verhandlungen zu gefährden und das Haus in Misskredit zu bringen und die Ältesten wussten, dass Niamh selbst erst einschreiten würde, wenn es absolut kritisch war. Ihre Position war komfortabel - innerhalb weniger Wochen hatten sie es geschafft die Parteien an einen Tisch zu bekommen, mit ihnen Seite an Seite in den Kämpfen zu stehen und so ihr Vertrauen zu gewinnen. Niamh war es wichtig zu beobachten, wie ihr Lehrling sich dabei machte - im Kampf und auch in den Verhandlungen. Sie ahnte bereits, dass Leylin den Verhandlungsteil nicht sonderlich mochte, aber es gehörte dazu und es war wichtig für den Ausgleich. Etwas, was Niamh ihr stets zu vermitteln versuchte.

Leylin nickte. "Ihnen einen auch nach den Kampfhandlungen gültigen Frieden nahezulegen, wird ein Kunststück werden, aber ich lerne viel über die Gepflogenheiten hier und das Denken der verschiedenen Sippen. Irgendwann werde ich schon den richtigen Hebel finden, an dem ich drehen muss." Sie seufzte. "Wenn manche von denen nur nicht so stur wären..."
"Erstaunliche Worte für einen so geduldigen Menschen wie dich," warf die Magierin mit einem Augenzwinkern ein. "Was bereitet dir die größten Sorgen bei den Verhandlungen?"
Leylin lachte leise. "Ja, in Geduld habe ich jetzt viel Zeit zu üben", sagte sie und nickte. "Die größten Sorgen", Sie überlegte nicht lange. "Dass an eigenen Traditionen und Werten festgehalten wird, ohne das Gegenüber auch nur anzuhören. Ich habe das Gefühl, es ist vor allem dieser Gedanke, dem anderen eins auswischen zu können oder für irgendetwas aus der Vergangenheit Rache zu üben." Sie verdrehte die Augen. "Manches geht schon seit Generationen. Das ist vollkommen festgefahren."

"Du musst lernen ihre Schwächen für dich zu nutzen und mit Stärke aufzutreten..." Niamh erinnerte sich an ihr Gespräch mit dem Clanführer der Orks auf dem Fest der Drachen und musste schmunzeln, wie schnell sie diesen überzeugt hatte. "Und was du nicht vergessen darfst ist, dass alle hier einen gemeinsamen Feind haben..." Und gerade hier hatte Haus Nirakis hier bereits überzeugen können. Die schiere Kraft des Feuers hatte erst dafür gesorgt, dass die Sippen bereit gewesen waren sich an einen Tisch zu setzen und über den gemeinsamen Feind zu sprechen. "Was machen deine Studien?" Sie wechselte das Thema.
Leylin überlegte kurz. "Schwächen werden sich finden lassen. Das Problem ist eher, dass ich an meiner Autorität arbeiten muss. Sie sehen mich nicht als berechtigt an zu sprechen, weil ich in ihren Augen zu jung bin. Ich denke, dass ich mich zumindest im Kampf langsam beweise, aber in Punkto Erfahrung muss ich dazu lernen". Sie lächelte flüchtig. "Ich hatte viele Gelegenheiten meinen Schutz zu verbessern und bin mittlerweile sehr zufrieden damit. Meine Deckung im Schwertkampf lässt allerdings, wie man sieht, noch zu wünschen übrig." Sie deutete mit einem Anflug an Missbilligung auf ihre Wange.
"Um so mehr kannst du sie beeindrucken, dass du trotz deiner Jugend mit ihnen behandelst, noch dazu als Frau," gab die Magierin zurück. Ihren Schutz würde sie noch früher als später überprüfen. Nur weil Leylin zufrieden mit ihm war, war sie es vermutlich noch lange nicht. Also würde sie ihrem Lehrling einmal mehr die Lücken aufzeigen müssen. "Was deine Narbe angeht, so wird dies nicht die Letzte bleiben," sagte sie statt dessen. Ob Leylin ihren Schutz gerade aufrecht erhielt?

Leylins Schutz war tatsächlich intakt. Zumindest so viel schien so bereits gelernt zu haben, dass dieser Umstand nicht vernachlässigt werden sollte. Er war lückenlos und wob sich wie ein Glühen um ihren Körper. Das fadenscheinige Netz, dass sie am Anfang genutzt hatte, hatte sich verändert und es schien, als habe sie dazugelernt. Ob dieser Schutz allerdings wirksam war, war nicht zu sehen.
"Ist dein Schutz aufrecht?" Fragte Niamh gerade heraus. Sie wollte ihrem Lehrling nicht einfach so den Dolch in den Magen drücken, zumindest nicht mitten im Kriegsgebiet. Es wäre höchst unfair sie der Möglichkeit zu berauben mit den Sippen zu verhandeln, indem sie Leylin ins Lazarett beförderte.
Leylin hob den Kopf. "Ja, ist er.", antwortete sie schlicht.

"Ein Angriff würde dich also nicht unvorbereitet treffen?" Erkundigte sie sich ruhig.
Leylin schüttelt den Kopf. "Nein, ich bin mir sicher, dass ich vorbereitet bin. Ich hatte die letzten Tage viel Zeit dies zu üben."
Die Magierin nickte zufrieden. "Gut... Was sind deine nächsten Schritte mit deinen Übungen?"

Leylin überlegte kurz und ging im Kopf die Dinge durch, die sie nach ganz oben gesetzt hatte. "Ich bin gerade dabei, zu ergründen, wie ich die Toten, die uns angreifen, der Beherrschung der Nekromanten entziehen kann." Sie runzelte die Stirn. "Mir ist aufgefallen, dass sobald ein Nekromant fällt und seine Magie erlischt, auch die meisten seiner erschaffenen Wesenheiten zerstört werden. Allerdings bereitet es Schwierigkeiten an diese Urheber heranzukommen. Ich habe überlegt, ob es möglich wäre entweder über die Verbindung, die zwischen diesen Wesenheiten und ihiren Herren besteht, in der Herren Köpfe einzudringen oder ob es möglich ist, die Beherrschung des Wesens zu löschen, um den Körper wieder dahin zu schicken, wo er hingehört."

Sie zögerte kurz. "Ich habe das erste ausprobiert, vor zwei Tagen. Aber der Nekromant hatte einen Schutz vor seinen Geist gelegt. Einer, den ich noch nie zuvor gesehen habe...er waberte schwarz, wie ein undurchdringlicher Schatten. Als ich versucht habe, ihn zu umgehen, griff er mich an. Dabei habe ich auch die Schnittwunde abbekommen, weil er meinen Schutz gezielt mit dem kämpfenden Untoten umgangen hat als ich mit seiner Abwehrreaktion beschäftigt war. Allerdings glaube ich, dass er überrascht war, dass ich das probiert habe.Es wäre nur dumm, es noch einmal zu probieren, wenn ich nicht vorher mehr über diese Art von...Magie weiß"

Niamh zog die Augenbrauen hoch. "Es war dumm es überhaupt zu versuchen... und gleichermaßen mutig, aber zu allererst einfach nur dumm..." Sie machte eine kurze Pause. "Nekromanten beeinflussen mit ihrem Geist Untote. Wie kommst du darauf, dass er nicht auch dich beeinflussen könnte? Reicht dir die kleine Machtdemonstration da unten nicht aus?" Sie deutete auf das leere Schlachtfeld. "Das wirklich Dumme ist, dass du es ohne mich getan hast... Ohne meine Erlaubnis... Und nun kann ich nicht sicher sein, ob er dich nicht korrumpiert hat..." Niamh schnaubte. Die intuitiven Magier... Elfen... Sie verdrehte innerlich die Augen.

Leylin nickte zerknirscht. "Der Gedanke kam mir, nachdem ich es probiert habe." Sie zuckte mit den Schultern. "Nein, sehr wahrscheinlich kann ich nicht sicher sein, ob er mich korrumpiert hätte. Ich habe bisher immer auf mein Feuer vertraut. Es hätte mich gewarnt, wenn er es versucht hätte." Sie sah aus den Augenwinkeln zu Niamh und beeilte sich zu sagen. "Aber auch das ist natürlich kein Garant für Sicherheit."
"Wie kommst du nur auf die Idee, dass dein Feuer auch nur einen Deut vernünftiger oder klüger ist als du?" Sie schüttelte den Kopf, schien aber zumindest ein wenig amüsiert zu sein. Sie deutete auf die kleine steinerne Treppe, die zu einem der Türme führten und wartete bis Leylin sich gesetzt hatte. Dann zog sie einen ihrer schweren roten Kristalle raus und begann ihre Tochter zu untersuchen. Es dauerte eine ganze Weile bis sie fertig war und ließ dann den Stein sinken. "Du hattest offenbar mehr Glück als Verstand," schloss sie schließlich die langen zähen Minuten des Schweigens. "Nur eins, ihr Zwei," der Weg des Roten ist zwar der Weg der Tat und des Handels, allerdings auch des überlegten Handelns und nicht des sinnlosen Vorstürmens und kopflosen Voranpreschens oder des Versuchens..."

Leylin ließ den Kopf hängen und nickte. "Ja, Mutter." Ihre Stimme hatte einen betretenen Tonfall. Natürlich hatte NIamh Recht. Es war ein Gedanke gewesen, der sich einfach in ihrem Kopf festgesetzt hatte. Und niemand war dagewesen, den sie hatte fragen können. Ob NIamh wusste, wie solche Gedanken in einem bohren konnten, vor allem, wenn man sowieso schon frustriert war? Sie rieb sich über das Handgelenk. Insgeheim war sie mehr als erleichtert, dass die Analyse nichts ergeben hatte. "Wie war es in den Drachenlanden?", fragte sie schließlich leise.

Niamh lächelte versöhnlich. "Kurz, aber deine Brüder waren nicht untätig, wie es scheint... Sie konnten mehrere Pakte abschließen und einige Dinge, die wir in den letzten Jahren begonnen haben, weiterverfolgen. "Bist du immer noch betrübt, dass du nicht auch dort sein konntest?" Sie ließ sich neben ihrem Lehrling auf der Treppe nieder.

Leylin nickte. "Ja", antwortete sie schlicht. "Ich wäre dem Roten Vater gern gegenüber getreten..." Sie lächelte flüchtig. "Aber er weiß, was ich hier leiste, auch wenn es am Anfang schwer für mich war, diese Entscheidung zu akzeptieren."

"Und wenn du ihm dann gegenüber stehen würdest, was würdest du sagen?" Erkundigte sich die Magierin. "Denkst du nicht, dass sein Blick eher auf denen in der Schlacht ruht als auch denen die 5 Tage lange seinen Namen rufen und oder sich vermeintlich in seinem Namen betrinken? Denkst du nicht, dass dein unermüdlicher Einsatz hier ihn nicht stolzer oder zumindest ebenso stolz machen würden als wenn du auf dem Fest der Sachen dich in die Lanzen einreihen würdest, um dort gegen seine Brüder und Schwestern zu streiten?" Der Blick der Magierin lag prüfend auf ihrer jungen Tochter.

"Ja...deshalb tue ich auch alles, um hier voran zu kommen. Ich..." sie schweigt kurz, ehe sie leicht lächelt. "Das klingt jetzt vielleicht blöd...aber ich hätte ihn gern gesehen..."

Niamh grinste. "Er ist auch sehr imposant und... schwer zu beschreiben... er hat eine einnehmende Präsenz..." Es war wirklich schwer den Roten Vater näher zu beschreiben, vorallem seine Wirkung.

Leylin lächelte. "Dann ist er so, wie ich ihn mir vorstelle. Hat er noch etwas zu seinen Gründen gesagt, warum er uns auf Reisen geschickt hat?

Die Magierin zuckte mit den Schultern. "Bestimmt, aber ich habe nicht mit ihm besprochen. Vielleicht möchte ich auch einfach nur keine Relativierungen hören und was Andere sagen, glaube ich ihnen ohnehin nicht. Also nehme ich sein Wort als gegeben und begebe mich auf Reisen... Vielleicht aus purem Egoismus, nein, ganz sicher aus purem Egoismus... Ich möchte einfach nicht mehr nur auf der Insel rumsitzen. Ich möchte endlich wieder in den Krieg ziehen..." Sie grinste. "Schockiert über den Egoismus deiner Meisterin?

Leylin lächelte zurückhaltend. "Nein...nicht schockiert. Ich habe auf diesen Reisen so viel gelernt, wie ich im Tempel sehr viel langsamer hätte lernen können. Und manches lernt man nur in der direkten Konfrontation. Ob nun im Kampf oder im Gespräch mit alten starrsinnigen Männern und Frauen." Sie grinste nun, ehe sie die Schultern zuckte. "Solange ich den Rten Vater mit dem, was ich tun kann, zufrieden stelle, ist für mich seine Weisung nichts, was mich schockiert. Vielleicht hat er ja Recht. Ich kenne die Roten Streiter nicht, die in seinem Gefolge sind, außer unser Haus. Aber vielleicht verleitet einen die Sicherheit der Heimat dazu, faul und träge zu werden."

"Ich sehe, du verstehst meine Intention. Ich möchte einfach endlich wieder etwas tun und nicht nur herumsitzen, wenngleich ich nicht das Gefühl hatte, dass deine Brüder faul herumgesessen hätte oder Wulf, Kotoga, Finwe oder Karuna..." Sie waren nur recht entspannt gewesen bis Niamh gekommen war und dann etwas in Panik verfallen.
Leylin nickte. "Sie waren alle da? Was gab es während des Festes denn alles zu tun?"
"Grigori und Minea sollen noch dort gewesen sein. Und sie hatten wohl einen Kanalar dabei. Ansonsten dürftest du Serana und Ansgar ja noch kennen... und Gwen... Was es zu tun gab, kann ich dir nicht sagen, ich kam erst am letzten Abend nach der großen Schlacht an... Bis dahin hatte Hakon wohl einen lukrativen Metallhandel abgeschlossen, der unsere Studien für den Eisenbann vorantreiben wird. Und die Orks wollen zusammen mit uns die Nekromanten bekämpfen... Brychan hat erwähnt, dann Minea sich in die Rote Schule eingeschmuggelt hatte. Generell schienen sowohl Hakon als auch Brychan sehr beeindruckt von ihr ihren Leistungen zu sein," fasste die Magierin zusammen. Die Bestattungen von Jerome und Tarun ließ sie aus, auch wenn der Verlust beider ihrer Freunde und alten Kampfgefährten ihr Herz schwer werden ließ.
"Das klingt nach sehr interessanten und durchaus anstrengenden Tagen. Und die Schlachten? Was war dort?" Leylin sah ihre Mutter neugierig an.
"Ah ja, der Graue hat gewonnen... neben all den kleinen Scharmützeln, die es sonst so gab. Danach war Gold, glaube ich..." Sie musste sich eingestehen, dass sie dem Roten Vater durchaus den Sieg gegönnt hätte, aber wohl deutlich weniger dem Lager. Sie war immerhin mit den Worten von Adrian im Lager willkommen geheißen worden, dass das Rote Lager in diesem Jahr eines der Schande gewesen war. Sir Helmbrecht hatte das Lager verlassen, die 13. Lanze hatte sich ohne Ruhm und Ehre nach dem Diebstahl der Lagerkasse und dem feigen Mord am Lagerkommandanten aus dem Roten Lager verabschiedet - na ja verabschieden müssen.

Leylin lauschte den Worten aufmerksam. "Hm...", brummte sie irgendwann. "Irgendwie...klingt das...etwas verhalten..." Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte Niamh. "

Die Magierin zog die Augenbrauen hoch. "Ja, leider... Die Streiter des Roten haben sich wirklich nicht mit Ruhm bekleckert in diesem Jahr... Schade, aber so ist es nun mal. Mir ist wichtig, dass unser Haus zu keiner Schande beigetragen hat..."

"Zu keiner Schande?" Leylin runzelte die STirn. "Gab es sowas...also wirkliche Schande? Ungedacht oder aus Eigennutz?"

"Die 13. Lanze hat die Lagerkasse gestohlen und den Lagerkommandanten getötet," sagte sie nun endlich. "Entscheide du, wie ehrenhafte das ist..."
"Bitte was?" Leylins Kopf ruckte herum und sie starrte Niamh erschrocken an. "Ich hoffe, sie haben eine saftige Strafe bekommen..."
Niamh zuckte mit den Schultern. "Ja so wurde es mir erzählt... Und es gab eine Verhandlung, nach dieser wurde die gesamte 13. Lanze aus dem Lager geworfen..."
"Das sie noch eine Verhandlung bekommen haben..." Leylin schüttelte den Kopf. "Wenn es vollkommen sicher war, dass sie diese Tat begangen haben?" Sie schnaubte abfällig. "Wahrscheinlich hatten sie eine Ausrede? Oder durften sie bei dieser Verhandlung nichts sagen? Ich glaube, wenn es mehr wie diese Lanze gibt, dann ist es kein Wunder, dass der Rote Vater uns auf Reisen schickt..."
"Die Verhandlung fand statt, weil sie erst einmal überführt werden mussten. Es wurden wohl einige befragt, die mit den Geistern der Toten gesprochen hatten und dann schien das Bild recht klar. Gestanden haben sie jedoch nicht..." Sie machte eine kurze Pause. "Nein, wundern tue ich mich auch nicht über die Entscheidung des Roten Vaters... Dieses Verhalten im Roten Lager ist höchst bedenklich..."

Leylin schüttelte fassungslos den Kopf. "Ich hoffe, der Rote hat sie verstoßen", sagte sie bitter. "Das zieht alles in den Schmutz, was ich mir von diesem Fest vorgestellt habe."

"Du vergisst, dass neben den Drachen auch Menschen dort sind und Menschen sind Menschen, egal wo sie sind. Sie behalten ihre Fehler und Marotten. Fest hin oder her. Das macht das Fest nicht besser oder schlechter, nur eben menschlicher..."

"Nein, aber der Rote Glaube sollte doch eigentlich davor bewahren, so tief zu sinken und das eigene Lager, den eigenen Drachen zu bestehlen...aus welchem Grund? Eigennutz? So viel Geld könnte in keiner Lagerkasse sein, als dass ich die Gunst des Roten dafür aufs Spiel setzen würde. Dann kann ihr Glauben nicht sehr tief verwurzelt gewesen sein."
"Auch solche Menschen gibt es... Sie folgen dem Ruf der Drachen zwar, aber ihr Glaube tritt in den Hintergrund sobald persönliche Interessen die Oberhand gewinnen. Geld ist ein guter Motivator, wenn man Söldner ist und so mancher kann - Ruf hin oder her - eben nicht aus seiner Haut... Ich persönlich bin froh, dass sie aus dem Lager getreten wurden und würde mir wünschen, dass solche Menschen nie wieder das Lager betreten würden. Sie sind wirklich eine Schande!" Auch wenn die letzten Worte bitterer waren als der Anfang, schien Niamh die ganze Sache recht unemotional zu sehen.
Leylin nickte. "Das wird mir nie passieren...", meinte sie nur, ehe sie diese Menschen in den Hintergrund ihrer Aufmerksamkeit rückte. "Was glaubst du, wann werden sie wieder angreifen?" Leylin deutete auf die Ebene hinab und wechselte so recht eindeutig das Thema.

Niamh´s Blick wanderte über die Ebene. "Sobald es dunkel wird... Wir sollten uns vorbereiten!"


Ein Bote eilte zu Leylin und verneigte sich kurz bevor er ihr den kunstvoll beschrifteten Brief überreichte.
Es war ein Schreiben von Minea. Ihre verschnörkelte Schrift war unverkennbar.
Leylin hob den Kopf als der Bote sich vor ihr verneigte und nahm den Brief entgegen. Als sie Mineas Schrift erkannte, lächelte sie kurz. Dann war ihr eigener Brief angekommen. Rasch öffnete sie ihn.
Dort stand mir schnörkeliger und äußerst sauberer Schrift folgendes:

Liebe Leylin,
Vielen Dank für deinen Brief, der mich kurz vor meiner Abreise nach Aldradrach erreicht hat. Betrübt habe ich festgestellt, dass der Ruf dich in diesem Jahr nicht ereilt hat. Allerdings vermute ich, dass du so zumindest die Gelegenheit hattest dich weiter in deine Studien zu vertiefen.
Auch wenn du vermutlich hinreichend durch Onkel Hakon oder deine Mutter über die Ereignisse informiert werden wirst, so komme ich nicht umhin dir zumindest eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse auf dem Fest aus meiner Sicht zu geben.
Das, was dich vermutlich am Meisten interessieren wird, ist der Rote Vater. Daher werde ich mit ihm beginnen. Er ist unglaublich beeindruckend. Seine Präsenz ist so unglaublich inspirierend, dass ich den Tatendrag förmlich aus mir heraussprudeln fühle, wenn ich an ihm vorbeilaufe. Ein Blick aus seinen Augen, lässt meine Knie weich werden vor Demut, ein Wort von ihm lässt mich sofort alles Andere vergessen als mich dem Glauben mit Geist und Seele hinzugeben. Ich bin zutiefst beeindruckt von seiner Gestalt und dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte ihn mit eigenen Augen zu sehen. So, wie er sich uns hier zeigt, trägt er rote Drachenschwingen auf den Schultern, eine lederne Rüstung aus Drachenschuppen und einen Stab mit einem roten Drache, der keine Zweifel daran lässt, dass es sich hierbei um eine mächtige Waffe handelt. Sein blondes Haar ist geknotet und zu einem Zopf zusammengefasst. Er ist jung, vital und voller Energie. Ich kann nur schwer in Worte fassen, von welch tiefen Respekt man erfüllt ist, wenn sein Blick auf einem ruht und wie schnell einen der Tod ereilt, wenn man sich ihm entgegenzustellen versucht.
Die Streiter des Roten sind ein seltsames Volk. Es ibt hier tatsächlich Anhänger, die nicht dem Roten Glauben folgen und bei denen ich mich aufrichtig fragen, warum sie eigentlich hier sind. Kannst du dir vorstellen, dass ein Trupp Roter den Lagerkommandanten enthauptet und seinen toten Körper unter Tüchern versteckt, nur um die Lagerkasse stehlen zu können? Unglaublich schändliche Dinge sind hier passiert und man möchte diese Subjekte aus dem Lager jagen, was schlussendlich auch geschehen ist. Björn hat eine gute Gerichtsverhandlung abgehalten, bei der Yllva und ich als Zeuginnen vorgeladen waren, da wir mit dem toten Lagerkommandaten gesprochen hatten. Yuron hat die Beklagten dann auf rote Art und Weise aus dem Lager geworfen.
Abgesehen davon haben wir im Namen des Roten Vaters viele Schlachten geschlagen, über das Ritual gewacht seine Tochter und seine Gefährtin in der Zeit vor dem Hexer zu verstecken und einige gute Kontrakte für das Haus abgeschlossen. Alles in allem waren wir also weder untätig noch wenig erfolgreich.
Ich habe mich in der Roten Schule angemeldet und komme noch immer nicht aus dem Staunen heraus, was dort gelehrt wird. Diese Ketzerei ist wirklich unvollstellbar, auch wenn sie sich ihre Taten schönreden und Forensik, gesprochen Fo-Chen-Sig, statt Nekromantie nennen. Würde ich nicht die Notwendigkeit sehen ihre Vergehen näher zu betrachten um mehr über ihre Pläne zu erfahren, könnte ich verstehen, wenn das gesamte Haus dort einrücken würde um sie mit Schwert und Feuer zu vernichten.
Leider hatte das Haus den Verlust von zwei alten Freunden zu beklagen gehabt. Taruun Sternfels, der oberste Zwielichtwächter und dem wunderbaren Jerome aus dem Grauen Lager, der eine Alte Seele der Tarkuun in sich trug. Auch wenn ich Beide nicht sehr gut kannte, so konnte man aufgrund der Menge der versammelten Personen bei ihrer Andacht den Schmerz der trauernden Freunde spüren.
Aber vergib mir, dass ich dich mit Begriffen wie Alten Seelen, Zwielichtwächtern oder Namen von Personen, die du nicht kennst, traktiere. Ich war in der glücklichen Position meine Kontakte ausbauen zu können und sollte dich daher nicht mit Dingen langweilen, die für dich ohne Belang sind. Sicherlich hast du gerade andere Dinge zu tun, die dich mehr beschäftigen.
Wie gehen deine Studien voran? Onkel Hakon hat mir auf dem Fest den Bindenzauber beigebracht, den ich in kürzester Zeit verstanden habe und umsetzen konnte. Ich werde ihn nun noch ein wenig feilen bis er so wird, wie ich ihn brauche und ihn für meine Belange anpassen. Auch habe ich Meister Brychan gebeten mich in der nächsten Zeit vermehrt in Kampfzaubern zu unterrichten, da meine letzte Begegnung mit einer Jaga und einem Nekromanten in Astrakhan mehr als glimpflich verlaufen ist.
Ich hoffe, dass es zumindest aufgehört hat bei dir zu regnen. In Astrakhan ist das Wetter zur Zeit unerträglich. Trocken und warm, aber umgeben von Mooren leider voller Mücken. Folglich ist der Winter mit all dem Schnee schon fast ein Segen und ich freue mich auf die Kälte, die uns vor den Kamin treiben wird. Onkel Hakon sagte, ihr würdet uns bald besuchen. Ich würde mich freuen dich wiederzusehen und hoffe, dass du bei dieser Reise dabei sein wirst.

Minea

PS Aber das Beste zum Schluss ? Ich habe ein großes Lob von Meister Brychan erhalten. Ich habe mich auf die Seite eines Kriegers gestellt, als der Rote Vater im Silbernen Lager herumschrie, dass keiner an seiner Seite gewesen war, um die Roten Streiter zu unterstützen. Leider war er bereits gegangen als ich Gelegenheit hatte das Wort zu ergreifen und die Sache richtig zu stellen, aber zumindest hatte ich die Aufmerksamkeit des Silbernen. Unbeabsichtig und ungeplant, aber ich sagte ja bereits, dass der Rote Vater einen so sehr mit Roten Tatendrang erfüllt, so dass ich nicht anders konnte als meinem Ärger Luft zu machen und die Ungerechtigkeit richtig zu stellen.
Ich dachte, Meister Brychan würde mich einstampfen, tat er aber nicht. Stattdessen möchte er, dass ich das nächste Mal dem Roten Vater die Stirn biete. Ich bin mir sicher, dass ich in diesem Fall sterben werde. Bete für mich! Ich glaube, ich bin im Begriff etwas Dummes zu tun.
EHRE DEM ROTEN!


Leylin lächelte beim Lesen, vor allem, als sie den letzten Absatz erreichte. Das, was Minea schrieb, war mehr als sie sich erhofft hatte. So vieles hatte sie sich ausgemalt, wie dieses Fest wohl verlaufen würde und kam trotzdem nicht an das heran, was wirklich geschehen war. Ob sie Niamh nach den beiden Freunden des Hauses fragen sollte? Besser nicht sofort. Wenn sie alte Freunde des Hauses waren, dann kannte Niamh sie bestimmt schon länger. Wieder jemand, den sie gehen sah. Leylin nahm sich vor, so bald wie möglich zurückzuschreiben. Es gab so viel, was sie Minea berichten konnte.

Kaum das Leylin zu Ende gelesen hatte, hörte sie wie Niamh hitzig diskutierend mit einem der Clanchefs die Treppe hinaufkam. "Schluss jetzt, ich lasse mich nicht in euren Kleinkrieg hineinziehen während diese Untoten jeden Abend an dieses Tor klopfen. Regelt das untereinander, aber wenn Ihr meinen Rat wollt, löst es wie Männer - im Kampf!" Der Clanführer schnaubte, schien aber einzusehen, dass er die Magierin nicht für seine Zwecke einspannen konnte. Er verneigte unter der Kundgabe einiger freundlicher Worte und verabschiedete sich dann wieder. Niamh seufzte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann erblickte sie Leylin. "Gute Nachrichten?" Fragte sie und wies auf den Brief.

Leylin hob den Kopf und faltete den Brief langsam zusammen, während sie der Diskussion mit emotionslosem Gesichtsausdruck folgte. Sie nickte dem Mann mit den ergrauten Schläfen höflich zu, sagte jedoch nichts. Als er gegangen war, sah Leylin Niamh an und lächelte kurz. "Minea hat mir vom Fest der Drachen berichtet. Für sie scheint das Fest eine Gelegenheit gewesen zu sein, sich zu beweisen." Leylin sagte das ohne Reue und schien ehrlich erfreut zu sein, dass Minea diese Chance hatte. "Sie schrieb auch vom Tod enger Hausfreunde. Das tut mir leid zu hören."

Niamh´s Miene schien zu versteinern. "Ja, es waren wirklich enge Freunde," sagte sie schließlich. Es schmerzte noch immer daran zu denken die Beiden nie wieder zu sehen. "Ja, Minea scheint sich recht gut geschlagen zu haben, so deine Brüder. Zumindest haben sie sie Beide über den grünen Klee gelobt..." Sie wusste, dass Minea gute Arbeit geleistet hatte. Sie hatte mehrfach ihre Dienste in Anspruch genommen. "Du scheinst dich tatsächlich für sie zu freuen, nicht wahr?"

"Sollte ich nicht?" Leylin wirkte überrascht. Die toten Freunde schien sie erst einmal nicht weiter ansprechen zu wollen, denn Niamh wirkte nicht, als wolle sie darüber reden.
"Doch, sicherlich. Es ehrt dich, dass du dich für sie freust, aber denke bitte an meine Worte... Ich hatte dir bereits meine Meinung gesagt," gab Niamh zurück. Sie spürte eine innere Gereiztheit hinsichtlich dessen, dass Leylin Jerome und Taruun angesprochen hatte.

Leylin nickte ihr zu. "Diese Worte habe ich nicht vergessen und nehme sie sehr ernst. Was wollte der Clansmann?", fragte sie schließlich, um auf ein anderes Thema zu schwenken?
Niamh winkte ab. "Das übliche... Uns auf die eine Seite ziehen gegen einen Anderen..." Sie fragte sich, ob Leylin auch noch an die andere Sache dachte, die sie ihr in Andurin gesagt hatte, nämlich, dass sie eigentlich die Post der Lehrlinge verwaltete.

Leylin erinnerte sich scheinbar daran, denn sie faltete den Brief zusammen und reichte ihn samt Umschlag der Magierin. Der Bote hat mich vor dir erreicht, weshalb ich ihn schon gelesen habe.
Die Magierin nahm den Brief, faltete ihn auf und überflog ihn. Sie zog kurz die Augenbrauen hoch ehe sie ihn wieder zusammenfaltete und Leylin zurückgab. "Minea hat also offiziell den Wettstreit zwischen euch eröffnet, es liegt nun an dir anzunehmen oder es zu lassen..." Niamh wusste, dass Minea arrogant, aber mindestens ebenso ehrgeizig und fleißig war. Sie würde es an Brychan´s Seite weit bringen oder aber früh sterben. Die Magierin wusste auch, dass Leylin viel weniger ein solch mustergültiger Lehrling war, aber sie hoffte, dass sie das gedanklich freier und flexibler machen würde. Sie war sich sicher, dass Leylin eine gute Magierin werden würde, wenn erst einmal der Knoten platzen würde und sie aufhören würde verpassten Augenblicken nachzutrauern. Sie lächelte. "Hast du schon eine Idee, für was du dich entscheiden wirst?"
Leylin zog die Lippen zusammen und zuckte mit den Schultern. "Ich habe eigentlich wenig Lust auf irgendeinen affigen Wettstreit darum, wer besser ist und in weniger Zeit mehr erreicht hat. Mir reicht es zu wissen, was ich selbst für Fortschritte mache." Sie verzog das Gesicht. "Das hat Minea schon in der Akademie gemacht und darin ist sie wirklich gut...auf der anderen Seite.", sie blickte zu NIamh hoch,"kann es wahrscheinlich nicht schaden, ihr zu zeigen, dass sie nicht die einzige ist, die dazu lernt. Oder möchtest du, dass ich offen gegen sie in Wettstreit trete? Was hat das für mich für Vorteile, außer, dass unsere Familien untereinander konkurrieren? Dass ich über sie etwas erfahre, weiß ich..."

Niamh lächelte. "Du bist ein gutes Kind," gab sie zurück. "Du wirst wissen, was das Richtige ist... Komm lass uns etwas essen. Gerade jetzt ist es ruhig und wer weiß, wie lange das anhalten wird..." Sie drehte sie um und lief die kleine Steintreppe nach oben, hoffend das Leylin ihr folgte. "Ich kann deine Ansicht verstehen," fuhr sie fort als sie merkte, dass Leylin ihr folgte. "Es ist affig und im Grunde musst du dich nur vor dir selbst und mir rechtfertigen... Ich verweise an dieser Stelle auf die Gebote der Lehrlinge... Aber was ich möchte, ist dass du die Augen auf hältst. Dieser Wettstreit kann euch zu Konkurrenten machen, aber auch eine tiefe Freundschaft prägen. Du solltest als Erstes herausbekommen, wohin all das führen wird und als Zweitest wird es dir helfen diplomatische Korrespondenz zu führen. Diese Übung kann dir nicht schaden, denn bisher warst du etwa so diplomatisch wie eine Dampfmaschine..."

"Wie eine Dampfmaschine"...Leylin grinste kurz, ehe sie schlagartig wieder ernst wurde. Das war offensichtlich kein Kompliment und das wusste sie nur zu genau. "Ich werde aufpassen", versprach sie, und lernen, fügte sie in Gedanken hinzu. Das konnte wirklich eine gute Übung sein und vielleicht sogar von Minea etwas lernen.,
Die Magierin schmunzelte. "Du scheinst schnell zu lernen. Und es scheint dir gut zu tun einige Zeit alleine in der Höhle des Löwen verbracht zu haben. Ich sage das nicht oft, aber das hast du gut gemacht, nun ja - zumindest brennt nichts nichts..." Sie war wirklich erstaunt und beruhigt gewesen, die Stadt intakt und nicht brennend bei ihrer Ankunft zu sehen. Ein beruhigendes Gefühl. "Rauchst du Wasserpfeife?"
Leylin freute sich sehr über dieses Kompliment, was Niamh ihr ansehen konnte. Ihre Schülerin sog es auf und schien es in ihrem Innersten zu verstauen, um an anderen Zeitpunkten davon zehren zu können. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie kurzerhand nickte, als Zeichen, dass sie die Worte gehört hatte. "Ich versuche einfach, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen und so lange stur zu bleiben, bis die anderen merken, dass ich nicht scherze und kleinbeigebe."

"Sturheit kann eine gute Eigenschaft sein, wohl dosiert eingesetzt. Verwende sie nicht über Gebühr, Leylin. Während wir essen, frage mich ruhig aus. Dir brennen sicherlich hunderte Fragen unter den Fingern und wir wissen nicht, ob wir den nächsten Morgen überleben," fuhr die Magierin fort. "Noch einmal, rauchst du Pfeife?"
"Ab und an rauche ich Pfeife, ja. " erwiderte Leylin und nickte. "Wie würdest du die Ältesten dazu bringen, dass sie mit dir kooperieren. Wie überzeuge ich jemanden, der partut nicht möchte und immer wieder Gründe findet, warum er etwas nicht tun will?"

Sie blieb in dem kleinen Turmzimmer stehen und begann eine Wasserpfeife vorzubereiten. "Hm, was würde ich tun? Vermutlich erst einmal beobachten und zuhören. Ich würde versuchen für jedes Ratsmitglied etwas zu finden, was ihm oder ihr wichtig ist und über diese Schiene mit meiner Überzeugungsarbeit beginnen. Manche sind empfänglich für Ruhm, Ehre, Andere für Geld. Ich würde ihre Schwächen suchen und dann schauen, wie die Gruppierungen sind. Wer kann mit wem? Und wo gibt es uralte Feindschaften? Letztere Gruppe wirst du vermutlich nie zu einer Zusammenarbeit bewegen, aber man kann über Mittelsmänner arbeiten, also jemanden, der in der Mitte steht und es ihnen entsprechend so verkaufen kann, dass es jeweils die gute Idee von einem selbst war. Verstehst du was ich meine?" Sie hatte begonnen den Tabak in das Köpfchen zu krümmeln.

Leylin beobachtete Niamh dabei, wie sie den Tabak vorbereitete. Sie nickte. "Ich denke schon. Ich weiß, dass Aram, der Älteste von Finbar Honigbrocken liebt, die er ständig zwischen seinen Zähnen lutscht. Er war sehr angetan, als ich ihm Honigplätzchen zukommen ließ. " Sie überlegte kurz, ehe sie das Gesicht verzog. "Bei den anderen ist es schwieriger. Tusge mag diesen Feuerbranntwein, aber ich habe keine Ahnung, wo er ihn bekommen und mit Pferden und ihrer Züchtung konnte ich bisher auch nicht viel anfangen."

"Es geht hier weniger um eine großflächige Bestechung, sondern um das Umschmeicheln und gezielt gesetzte Geschenke zur richtigen Zeit... Oder sagen wir Aufmerksamkeiten, aber unser Ziel ist es eher sie auf dem Schlachtfeld zu überzeugen. Wir sollte unsere Neutralität wahren und nutzen. Schließlich machen wir das hier gewissermaßen zum Spaß. Niemand bezahlt uns, folglich werden sich diejenigen, die uns auf die eine oder andere Seite ziehen möchten die Zähne an uns ausbeißen..." Sie lächelte während sie die Folie drehte und auf den Tabak legte.

Leylin brummte zustimmend. Sie hatte wirklich noch viel zu lernen. "Nun ja...Kampf werden wir viel finden, indem wir uns beweisen können..." Insgeheim war sie froh über den Moment der Ruhe, den sie nun genießen konnten. Die letzten Kämpfe waren anstrengend und nervenaufreibend gewesen. Manches war mehr als knapp gewesen und sie hatte es der Reaktion ihres Feuers zu verdanken, dass sie noch hier stand und darüber sprechen konnte, wie man am besten jemanden von etwas überzeugte. Das war ein Fehler gewesen, den sie nicht verschuldet hatte, dennoch war es besser, wenn ihr das nicht zu oft passierte.

"Na? So verhalten dein Feuer auf den Prüfstand zu stellen, Leylin?" Sie hatte die Folie auf den Kopf der Wasserpfeife angebracht und mit kleinen Löchern versehen. Im Anschluss hatte ein Stück Kohle von einer kleinen Pfanne genommen und blickte dann prüfend zu ihrem Lehrling, der zu grübeln schien.


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10.08.2017 10:38
avatar  Leylin
#2
Le

Leylin verzog einen kurzen Moment lang das Gesicht. Ihr "Nein" klang ein wenig gedehnt. Da war noch etwas dahinter, so viel war klar.
Sie beobachtete Niamh weiter dabei, wie sie die Wasserpfeife stopfte.
Schließlich seufzte sie schicksalsergeben und brummte leise.

"Ich habe vor zwei Tagen gegen mehrere Skelettkriegerartige Wesen gekämpft und den, der sich hinter mir näherte nicht gesehen. Mein Feuer war es, das mich reagieren hat lassen und mir den Impuls gegeben hat für das, was hinter mir lauerte. Wenn es nicht gewesen wäre, hätte das sehr unschön für mich ausgehen können."

Sie sah Niamh stirnrunzelnd an.

"Ist das gut, wenn es das macht oder ist das wieder der Punkt, an dem ich mir Gedanken darüber machen sollte, dass ich es noch nicht genügend beherrsche...weil...ich bin ihm sehr dankbar für diese Warnung...und"


Das will ich dir auch geraten haben, brummte es ungehalten hinter ihrer Stirn. Ist ja nicht so, dass ich uns unsere Haut gerettet habe, Liebes.

Leylin lachte leise. Ich weiß...und du warst sehr gut darin.

"Ich will einfach nur wissen, ob das in Ordnung ist..."

Sie war sich im Klaren darüber, dass das nun wohl sehr konfus klang, aber sie wusste einfach nicht, wie sie es besser ausdrücken sollte. Niamh würde sowieso die einzige sein, die sie verstand. Bei Hakon brauchte sie damit gar nicht erst anzufangen.


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10.08.2017 11:17
#3
Ni

Niamh hatte die Wasserpfeife entzündet und nahm nun einen tiefen Zug. Entspannt stieß sie den Rauch aus und betrachtete Leylin während sie sprach.

"Warum fragst du mich, ob es in Ordnung ist und fragst nicht dein Feuer?"

Die Magierin lächelte.

"Ihr müsst in Einklang kommen, Leylin... Aber ich habe den Eindruck, dass dein Feuer dir gerne diesen Hinweis gegeben hat... Zugegeben vielleicht nicht ganz uneigennützig, da du ja seine Hülle bist, aber immerhin hat es etwas gesagt oder getan und es kann nie schaden einen guten Verbündeten im Krieg zu haben, der einen schützt..."

Sie nahm einen weiteren tiefen Zug.

Die Hitze des Mittags war jetzt schon unerträglich und die Kleidung klebte jetzt schon an ihrem Körper. Warum hatte sie hier noch einmal Halt gemacht? Sie wusste es nicht. Sie war, wie immer ihrer Intuition gefolgt und dieses Land hatte ihr eine willkommene Abwechslung geboten.

"Diese Skelettkrieger sind ganz schön lästig, nicht wahr?"


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10.08.2017 12:19
avatar  Leylin
#4
Le

Leylin lachte abermals.

"Mein Feuer ist sehr zufrieden mit sich und seiner Reaktionszeit. Das hat es mir bereits mehrfach gesagt."

Sie verstummte und spürte das Gefühl von Genugtuung und auch so etwas wie Stolz, die ihr gesandt wurden. Sie kannte ihr Feuer mittlerweile wirklich gut genug, als dass sie wusste, dass es mehr als erleichtert war. Sie waren eben ein gutes Team geworden.

Lass dir nicht immer von anderen Zweifel einreden, dass da noch etwas falsch zwischen uns laufen könnte. Wir wissen, was wir sind. Spätestens seit Andurien und es ist doch klar, dass ich alles tue, um uns am Leben zu halten.

Leylin hörte ein ergebenes Seufzen in ihrem Kopf.

Auch wenn ich für meinen Teil noch lernen muss, dass ihr Menschen eben etwas länger braucht, um Dinge zu lernen.

"Schwertkampf zum Beispiel", murmelte Leylin und grinste.

Als sie bemerkte, dass sie mit sich selbst redete und Niamh ihr eine Frage gestellt hatte, schreckte sie hoch. "Was? Ja, und schneller als ich es gedacht hätte. Viel schlimmer finde ich allerdings, dass sie aus dem Nichts auftauchen. Etwas schwarzer Rauch, mehr kündigt sie nicht an."

Leylin setzte sich auf einen der Teppiche und knöpfte den Mantel auf. Ihr war warm, wenn auch die trockene Hitze ihr mehr Freude bereitete als das schwüle Klima der andurianischen Sümpfe. Hier gab es wenigstens keine nervigen Mücken.

"Kurz bevor sie alle zum ersten Mal erscheinen, spüre ich, dass sich etwas verändert, aber wenn sie dann da sind, scheinen meine Sinne so etwas nicht mehr wahrzunehmen."


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10.08.2017 13:12
#5
Ni

Irgendwie war ihr klar, dass Leylin ihr nicht wirklich zugehört hatte und sie seufzte. Die Magierin fragte sich, ob sie sich langsam damit abfand immer die eigensinnigen Lehrlinge zu bekommen. Aber eigentlich waren sie alle gar nicht so eigensinnig oder hatten zumindest genau das richtige Maß an Eigensinn für ihren Nirakismagier. Im Grunde konnte sich auch recht zufrieden sein, war sie aber nicht. Irgendwie hatte Niamh das Gefühl, dass die Zufriedenheit sie lähmen und faul machen würde.

Niamh ließ die Robe zu Boden gleiten. Für lange Ärmel war es gänzlich zu warm. Die Unterrobe würde sie jedoch anbehalten. Sie strich sie glatt und setzte sich dann ebenfalls zu ihrer Tochter auf den Boden. Ihr Blick fuhr über die wenigen Dinge, die sie ihr Eigentum nannte - die Robe, die Rüstung und der Hammer.

Zahlreiche Feinde waren dem Hammer in den letzten Nächten zum Opfer gefallen. Die Rüstung hatte sie gut geschützt - generell schienen hier Rüstungen recht selten zu sein, zumindest solche, wie sie sie trug. Und die Robe mit ihrem roten Stoff wies sie als Nirakismagierin aus, etwas was sie nach wie vor mit Stolz erfüllte. Rote Hexe, hatte Waranor sie fast liebevoll in der ersten Welt genannt.

Sie lächelte und wandte sich dann Leylin zu.

"Den Rest den ich gesagt hatte, hast du gar nicht gehört, nicht wahr?" Sie reichte ihr den Schlauch der Pfeife.


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10.08.2017 13:28
avatar  Leylin
#6
Le

Leylin hob den Kopf. Sie bemerkte, dass Niamh genauso in Gedanken war, wie sie. Das mochte der Ort, an dem sie sich befanden mit sich bringen und doch wusste sie auch, dass das Nachdenken sie nicht davor schützen würde, wenn die Gegner der Stadt zurückkehrten.
Was war, wenn Niamh etwas Wichtiges gesagt hatte, was Leylin nicht mitbekommen hattte?

"Nein, Mutter."

Sie wirkte zerknirscht und sah die Magierin vor sich aufmerksam an.

"Was hast du noch gesagt?"


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10.08.2017 14:40
#7
Ni

Die Magierin winkte ab.

"Wir sollte beide versuchen zu schlafen, so lange wir können... Oder du löcherst mich weiter mit Fragen..."

Niamh wusste, dass auch Leylin sehr müde sein musste und sie selbst fühlte die Anstrengung in jedem ihrer Knochen. Sie hoffte, dass der Rest des Hauses bald hier eintreffen würde, um sie zu unterstützen. Aber jetzt mussten sie durchhalten.

"Du musst dir aussuchen, wem du wann zuhören möchtest... Ich werde dich nur weit weniger umschmeicheln als dein Feuer, dessen sei dir gewiss..."

Die Magierin lehnte sich zurück und griff nach einem Teller mit Trauben und Datteln, der hinter ihr auf einem kleinen Tisch stand.


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10.08.2017 14:55
avatar  Leylin
#8
Le

"Nein, Schlaf klingt tatsächlich ganz gut..."

Leylin ließ sich auf das Kissen zurücksinken und nahm eine bequeme Position ein.

"Sind sie denn schon auf dem Weg hierher?"

Sie schloss die Augen und versuchte etwas zu entspannen, während sie auf Niamhs Antwort wartete.


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10.08.2017 15:21
#9
Ni

Niamh hatte Leylin den Teller reichen wollen und blickte nun auf den friedlich zusammengerollten Lehrling. Sie ließ den Teller auf den Boden sinken und nahm ihr den Schlauch der Wasserpfeife ab.

Auch sie ließ sich in die Kissen zurücksinken und nahm einen tiefen Schluck aus der Pfeife.

"Ich weiß es nicht, Leylin," flüsterte sie, aber ihr Geist war bereits mit anderen Gedanken und Erinnerungen beschäftigt.

Taruun und Jerome.

Sie spürte wie lautlos Tränen über ihr Gesicht rannen.


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10.08.2017 15:37
avatar  Leylin
#10
Le

Leylin hörte die Worte von Niamh und nickte zufrieden.

"Das ist gut", murmelte sie leise. "Ich hoffe nur, sie haben einen netteren Führer als wir. Wenn der genauso griesgrämig ist wie unserer, dann wird das ihre Reise nicht unbedingt erleichtern."

Sie behielt die Augen geschlossen und genoss das Gefühl, dass ihre Muskeln langsam taub wurden. Einzig ihr Geist blieb noch wach. Irgendwie fiel es ihr schwer, in den erholsamen Schlaf abzugleiten, wo doch Gefahr immer wieder drohte.


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18.08.2017 13:07
#11
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Nicht lange nach der stärksten Mittagshitze sahen sie die Stadt am Horizont. Weniger als einen halben Tagesmarsch sagte ihr Führer heute Morgen. Eigentlich war er es gewohnt, dass Führer viel erzählten, doch hier in diesem Land, war den Leuten scheinbar das reden vergangen. Wer konnte es ihnen verdenken. Die Hafenstadt, wenn man sie so nennen wollte, hatte ihre Blütezeit weit hinter sich gelassen und die Menschen hatte sie mit Argwohn und Abneigung willkommen geheißen. Es war eine willkommene Abwechslung zum Fest. Vielleicht hatte Niamh recht und sie waren zu träge geworden? Nein ?und doch ertappte er sich, wie er sich auf das bevorstehende Unbekannte freute. Die Tage auf der Schattenklinge hatte er sich immer wieder rastlos auf dem Deck umherstreifend wiedergefunden. Es war ihm nie aufgefallen, dass er schon lange nicht mehr so eine Rastlosigkeit gespürt hatte. Sie hatte etwas Befreiendes. So hatten sie sich, direkt nach der dem anlegen, einen Führer gesucht. Einige Zeit hatte es gekostet. Die ersten ließen kaum mit sich reden, als sie ihnen ihr Ziel bekannt gaben. Schließlich fanden sie doch einen älteren Mann der sich nach reichlicher Bezahlung bereit erklärte sie an ihr Ziel zu bringen. Er wollte aufbrechen?

Und da waren sie nun. Die Sonne brannte noch immer auf ihre Köpfe auch wenn es nur noch zwei oder drei Stunden lang hell sein sollte. Lange Schatten hatten sich über die Mauer und die Tore der Stadt gelegt und gaben dem ganzen einen noch schlimmeren ersten Eindruck.

" Das ist also Abu Shayef." mehr an sich selbst gerichtet.

Er grinste erwartungsvoll.



Je breiter sein Grinsen desto schlechter ihre Laune. Wüste! Sand wohin das Auge reicht. Widerlich. Es klebte und kratze und pikste überall. Das einzige Leben, was diese Hölle überlebte, war giftig in Gestalt oder Geist.

Serana sträubte sich schon seit sie der Hafenstadt ansichtig geworden war, dieses Land näher zu betreten. Aber Hakons treudoofe Augen und der Schalk, der in den plattgedrückten Lippen lauerte, wenn er sagte ?dann werden wir wohl da draußen irgendwo jämmerlich verrecken ohne einen Heiler? waren dummerweise sehr überzeugend und das obwohl er die Worte nicht gesprochen hatte. Blödmann! Elendiger übereifriger kriegslüsternder Nirakese! Konnte er nicht weiter blöde Steine kritzeln? Das war viel ungefährlicher! Und nicht in so einer scheußlichen Gegend. Allein die Intensivität der Sonne würde dafür sorgen, dass sie hier nicht arbeiten konnte. Wasser und Kräuter? Lächerlich. Trockenmatschumschläge oder was? Knottrig kämpfte sie sich durch den Sand hinter Hakon her und beherrschte sich schwerlich nicht mit ihrer Tasche nach ihm zu werfen.


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18.08.2017 14:59
#12
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Es war nicht unbedingt einfach gewesen sich durchzufragen... Die Leute hier waren bestenfalls mürrisch, wohl aber zumeist eher misstrauisch und abweisend.
Nach Niamhs groben Erzählungen aber kein Wunder. Sie wurde schon eine Zeit heimgesucht. Nichts desto trotz hatte sie schließlich den Weg zu Niamh gewiesen bekommen.

Serana war die meiste Zeit launisch. Er wusste wie sehr ihr die Hitze zu schaffen machte, doch machte es das ganze nicht unbedingt einfacher. Normalerweise war sie immer ein Quell der guten LAune und der Redseeligkeit, aber die letzten Tage hatte sie mürrisch vor sich hin schweigend verbracht und das machte Sorgen. Er würde sie im Auge behalten.

Schließlich standen sie vor einer schweren Tür, in einem der vielen Türme. Hier sollte Niamh zu finden sein.

Er klopfte laut.


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18.08.2017 15:46
#13
Ni

Niamh hörte Schritte auf der Treppe und öffnete die Augen. Leylin und sie mussten eingeschlafen sein. Ruckartig setzte sie sich auf und sprang auf die Beine. Erst jetzt spürte sie wie sehr sie schmerzten. Mit einer Hand griff sie nach ihrem Hammer und wartete ab.

Ein junger Mann erreichte ihre Gemächer ohne von all den Treppen außer Atem zu sein und verneigte sich als er eintrat.

"Bey Niamh, ein Mann wünscht Euch zu sprechen und wartet in der Halle auf Euch?"

Niamh zog die Augenbrauen hoch. "Wie sieht er aus?"

"Er trägt eine rote Robe wie Ihr, Bey," gab er sofort zurück. "Sein Name ist Ha-kon, sagt er. "Eine blonde Frau ist bei ihm."

Die Magierin grinste. "In Ordnung, Kadim. Sag ihm, ich komme. Biete ihnen etwas zu essen und zu trinken an..."

Der junge Mann drehte sich um und lief die Treppe wieder runter.

Niamh kippte sich etwas Wasser ins Gesicht, nahm einen tiefen Schluck und folgte dem Dienstboten hinunter.

---

Sie fand Hakon und Serana gut versorgt im schattigen Innenhof der Halle.

"Habt ihr den Weg gut gefunden?" Fragte sie ohne Umschweife. Sie lächelte erfreut die Beiden zu sehen.

Sie sah noch immer keinen Deut besser als auf dem Fest der Drachen auf. Niamh war blass, mit tiefen Augenringen und hier und da mit blutigen Flecken im Gesicht und auf ihrer Kleidung.


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18.08.2017 17:45
avatar  Serana
#14
Se

Was hatte Hakon erwartet? Sie waren Ausländer, Fremde, Andersartige und damit eine potentielle Bedrohung für die Einheimischen. Hinzu kamen die Unterschiede in der Sprache und Kultur. Bereits bei den ersten Begegnungen hatte Serana vor allem eines gelernt. Egal wie oft sie bislang gereist war, es waren stets nördliche Gefilde. So weit in wärmere Regionen war sie nie vorgedrungen. Entsprechend fremd war alles.

Das sie auf einmal wirklich versorgt wurden und Getränke und Essen bekamen, kam ihr nur noch verwirrender vor. War das nun Gastfreundschaft? Auf einmal? Oder Befehl von irgendwo? Wenn ja, von wo und von wem? Waren die Sachen vergiftet? Die Menschen, die sie bislang gesehen hatten, sahen nicht aus, als ob sie mit Lebensmitteln um sich werfen könnten, also würde wohl kaum jemand so eine Verschwendung eingehen. Ging man einen Pakt ein? Ein Geschäft, wenn man die Sachen anrührte?

Erst Niamhs Erscheinen war ansatzweise beruhigend. Serana hob den Kopf, doch mehr als kurz den Mund zu öffnen und dann wieder zu schließen mit zusammengepressten Lippen und einem als Gruß interpretierbaren ?Hmhm? kam nicht hervor. Erst Situation erkunden, dann anfangen Leute in Betten zu schicken, falls es so etwas hier gab.


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21.08.2017 07:24
#15
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Sie waren in den kleinen Innenhof geführt und abgestellt worden. Aber sehr höflich. Kein Vergleich mit ihrem Führer, der sie bis in die Stadt begleitet hatte. Dann brachten sie ein wenig getrocknete Früchte, Brot und Tee.

Nachdem er festgestellt hatte, dass der Tee dieses Landes um längen besser war als die Gastfreundlichkeit ihres Führer, freute er sich nach dem langen Tag diebisch darauf.

Sie warteten nicht lange, da sah er schon erst Niamhs Robe, dann sie um die Ecke der Treppe kommen.

Er grinste neugierig. Ihr Zustand schien sich in den letzten Tage nicht gebessert zu haben, als er ihr Gesicht sah.

Hakon stand auf und machte zwei Schritte auf sie zu "Hallo Niamh!"

Er versuchte sie kurz zu umarmen, auch wenn er wusste, dass sie es... naja..

" Den Umständen entsprechend gut, denke ich. Oder?"

Sein Blick viel kurz auf Serana, die es mit einem "Hmhm" quittierte.


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