Astrakhan - Mrazovy Hrob
Grigorij brummte etwas und ging um eine der Statuen herum welche einen in Pelze gehüllten Bogenschützen zeigte. Als er auf der anderen Seite wieder auftauchte, gab er ein "sehr detailgetreu" von sich, den Blick immer noch auf der Statue. Der Bildhauer hatte sogar einzelne Taschen am Gürtel des Bogenschützen herausgearbeitet und die Struktur des steinernen Pelzes war unglaublich fein. "Dann wir beginnen mit den Durchgängen links".
#47
Minea hatte ein geschultes Auge für die schönen Dinge des Lebens. So war es ihr zumindest von Kindesbeinen an beigebracht worden und auch sie kam nicht umhin sich für eine Statue einer schönen Dame zu wundern, die ebenfalls in Pelz gehüllt im Begriff war einen Bogen zu spannen. Die Detailtiefe dieser Figur war beeindruckend und die Magierin fragte sich, ob diese s Haus der Sammlung hier so etwas wie einen künstlerischen anmutenden Korridor angelegt hatte oder diese Kultur einfach sehr offen für schöne Dinge war.
Schließlich wandte sie ihren Blick ab und folgte ihrem Bruder zu den Durchgängen auf der linken Seite.
Mineas schweifender Blick konnte gerade noch etwas Glitzerndes am Hals der Frauenstatue erhaschen, als sich die Gruppe auf den Durchgang zubewegte. "Leer" lies Dimitrij vernehmen. Kaum hatte er es ausgesprochen, war ein Geräusch aus dem im Halbdunkeln liegenden Raum zu vernehmen, es schien von der Decke zu kommen.
#49
Minea war sich jetzt völlig sicher: Die Figur trug eine goldene Kette mit einem großen roten Stein in einer reich verzierten Fassung um den Hals. Aus dem Nachbarraum war ein andauerndes Flattern, gefolgt von einem kurzen Fluchen zu vernehmen. Dimitrij und Juri hatten wohl einen Schwarm großer Fledermäuse aufgescheucht, welche jetzt aus dem kleineren Raum in den großen Saal stoben.
#51
Minea drückte sich in den Rahmen des Durchgangs um den Plagegeistern den Weg frei zu machen. Sie unterdrückte ein Quietschen als die riesigen Fledermäuse an ihr vorbeiflogen. Nachdem alle Tier an ihr vorbei zu sein schienen, begann sie erst wieder zu atmen. Ihre Hände waren feucht und ihre Glieder starr vor Schrecken. Einige Augenblicke stand sie einfach nur da und versuchte sich wieder zu beruhigen.
Nachdem ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hatte und sie sich sicher war, dass ihre Beine ihr nicht den Dienst versagen würden, ging sie stirnrunzelnd zu der Statue zurück. Sie nahm ein Ende des Ärmels und rieb an der Stelle, wo sie das Glitzern vernommen hatte. Warum trug diese Statue eine Kette?
"Grigori, komm mal... Schau!"
Sie zeigte auf die Kette.
Grigorij war wohl mit den anderen durch den Durchgang verschwunden, nur Oleg war mit Minea im großen Saal verblieben und schien gerade zu überlegen, ob er mit seinem Bogen auf die riesigen Fledermäuse anlegen sollte. Aus dem Nachbarraum war Lärm zu hören, fast als wäre es zu einem Kampf gekommen. Der rote Stein in der goldenen Kette funkelte im Fackelschein verführerisch und geheimnisvoll.
#53
Minea legte den Kopf schief und betrachtete das Schmuckstück.
Das ist vermutlich eine Falle. Das ist dir schon klar, oder?
Ihre innere Stimme hatte sich zu Wort gemeldet.
Die Magierin zögerte. Ihr war klar, dass sie die Kette nicht einfach so anfassen sollte.
Was denkst du, wer all diese Leute hier sind?
Minea´s Hand verharrte in der Bewegung. Sie blickte sich um.
Ja, wer waren all die Leute? Und warum standen sie hier in diesen vier langen Reihen?
Die Magierin konnte nicht sagen, dass sie ein gutes Gefühl bei dieser Sache hatte.
Glaubst du wirklich es sind Statuen?
Das Herz der jungen Frau begann schneller zu schlagen. Glaubte sie das wirklich?
Die nächste Statue in der Reihe war ein dicklicher Mann mit einem Turban und einem imposanten Spitzbart, die Arme in einer beschwörenden Pose erhoben, so als stände er mitten in einem Ritual. Der Stoff seiner Robe schien seidig weich zu fallen, auch wenn alles harter Stein war. Auch diese Statue trug eine goldene Kette mit einem großen Stein, dieser jedoch war lilafarben.
#55
Die nächste Statue zeigte einen Krieger mit Helm, Beinschienen, Speer und Schild. Er schien aus wärmeren Gefilden zu kommen, seine Rüstung sah fast mideanisch aus und er schien definitiv keinen Schmuck zu tragen. Offensichtlich trug er außer Helm, Schild und Speer nichts weiter.
#57
Minea schien im ersten Moment verwirrt zu sein, runzelte die Stirn und ging dann zur nächsten Statue.
Als sie an Oleg vorbeikam, blieb sie kurz stehen und musterte ihn. Er wäre sicherlich scharf darauf eine der Ketten oder beide Ketten an sich zu nehmen.
"Nicht anfassen, könnte gefährlich sein," sprach sie und ging dann weiter.
Oleg zuckte zusammen als hätte sie seine Gedanken gelesen und hob wieder den Bogen. Er ging leicht versetzt zu Minea und schien sie abzusichern. Die nächste Statue war ein Bär der aufrecht auf den Hinterpfoten stand, die Vorderpfoten einem nicht vorhandenen Gegner angriffslustig entgegengestreckt. Auch er trug keinen Schmuck.
#59
Minea schritt die lange Galerie entlang, sorgsam darauf bedacht sich nicht zu sehr von der Gruppe zu entfernen oder ihre Umgebung aus den Augen zu verlieren.
Ihre Neugier war zwar stark, doch sie war noch nie ein sonderlich impulsiver Mensch gewesen und agiert stets besonnen.
Langsam ging sie von einer Statue zur anderen und betrachtete diese genau.
Minea hatte gerade zwanzig Schritt hinter sich gebracht, als sie an der nächsten Stue eine junge Frau lehnen sah. Die Frau hatte langes schwarzes Haar, die dunkelsten großen Augen die Minea je gesehen hatte, war südländisch gekleidet, jedoch schien sie zum Schutz vor der Kälte zwei weite Pluderhosen übereinander zu tragen und hatte mehrere Lagen Oberbekleidung. Sie bedeutete Minea mit einem Zeichen leise zu sein.
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