Auf Lehrreise
#76
Minea spürte wie der Sand sich beständig an ihren Beinen hocharbeitete und ihr wurde zunehmend unwohler.
Sie musste das beenden. Dringend!
Wie sehr hätte sie Lev oder einen Kanalar jetzt gebrauchen können. Der hätte sicherlich schnellen Prozess mit ihrem Gegner machen können!
Für Sekundenbruchteile erschrak sie über ihren Gedanken. Das war kein Gegner, also zumindest kein echter. Das war Hakon.
Sie wischte diese silberne Milde und Gnade zur Seite - Jetzt war er ein Gegner!
Sie spürte, wie ungern sie verlieren wollte und wie sich etwas völlig Neues in ihr meldete - Überlebenssinn.
Diese Art der Panik schien neue Energie in ihr freizusetzen.
"Periculis defendant elementum," sprach sie aus. Ihre Stimme vibrierte während sie den Zauber wob.
Zwischen Hakon und ihr türmte sich eine Mauer aus Sand auf wie ein schützender Panzer. Wenn sie also nicht angreifen konnte, konnte sie sich noch immer schützen. Vielleicht unterbrach das auch endlich diesen dämlichen Zauber. Fakt war, dass sie noch nicht ihre weiteren Schritte bedacht hatte und Hakon die Mauer in kürzester Zeit umgehen konnte.
Sie brauchte dringend einen besseren Plan, als panisch Schutzmauern hochzuziehen.
#77

Mineas Schutzmauer aus Sand stieg empor und raubte Hakon die Sicht...
Gut, Minea.....
Doch es war zu spät zum abstoppen....
Also hindurch - oder dagegen... Aber nicht unvorbereitet.
Der Sand um ihre Beine bröckelte zu Boden, scheinbar war Sichtkontakt wichtig.
"Aragh Tatzul Perdo Corporem..."
Hakon brach durch die Sandwand... Er kratze an seiner Rüstung und die Sicht war schlecht.
" Magia Mortis!"
Zuerst brach seine rechte durch die Wand, dann Kopf und Oberkörper... Die rechte war zur Abwehr ehrhoben und von dunklen wabernen Schatten umgeben.
Der Rest von Hakon stieß durch den Sand und die Rechte griff nach ihrem erhobenen Arm.
#78
Minea spürte wie die Umklammerung an ihren Beinen zunächst lockerer wurde und schließlich gänzlich zusammenbrach. Freude keimte in ihr auf.
Jetzt würde sie richtig loslegen... Dann spürte sie den Griff um ihren erhobenen Arm und erschrak. Im nächsten Moment realisierte sie die von wabernden Schatten umgebene Gestalt, die vor ihr auftauchte und ihre Augen weiteten sich noch mehr. Sie stolperte rückwärts, drohte zu fallen, aber die Hand hielt noch immer ihren Arm fest.
Instinktiv und voll Panik erfüllt, griff sie nach ihrem Dolch und hieb auf den Arm ein.
Was wenn es Hakon war? Ihr Herz setzte aus. Und was wenn nicht? Wer sollte es sonst sein?
Nach zwei panischen und schnellen Stichen auf den Arm ließ sie voll schlechten Gewissens von dem Arm ab. Es hätte so viel gute Dinge gegeben, die sie hätte tun können. Auf magische Art und Weise.
Warum hatte sie sich nur für so eine dämliche Lösung entschieden? Und warum hörte sie jetzt eigentlich auf?
Ihr Körper bebte vor Anspannung und ihre Atmung ging stoßweise. Sie versuchte tief durchzuatmen während ihr Arm immer noch umklammert wurde von diesem Etwas... Der Nebel vor ihren Augen lichtete sich.
"Hakon?"
Sie schien ihn erst jetzt richtig zu erkennen und der blutige Dolch fiel zu Boden in den heißen Sand.
#79

Hakon war stand vor ihr als der Sand sich lichtete. Sein Blick war auf Sie fixiert.
Seine Hand packte immernoch ihren Arm, immernoch mit Schatten umschlungen, die langsam um Mineas Arm waberten.
Der Atem ging schwer und man merkte seine Anspannung.
" Du solltest jetzt aufgeben oder weiterkämpfen!"
Was war mit ihr los? Warum hatte Sie aufgehört?
Sein Blick glitt auf den blutigen Dolch, dann auf ihre Arm.
Der Dolch schien an seiner Rüstung abgeglitten und dann ihren Arm geschnitten zu haben?
Warum war Sie so panisch?
Seine Hand ließ ihren Arm los und die Schatten verschwanden.
"Minea?"
#80
"Hab ich Euch verletzt, Meister Hakon?"
Ihre Stirn lag in Falten. Es war das schlechte Gewissen sowie panische Angst, die in ihrer Stimme mitschwang. Sie wollte sich nicht ausmalen, was das für Konsequenzen haben würde einen Meister zu verletzten.
Sie hatte den Dolch mit einer solchen Wucht umklammert und damit zugeschlagen, dass sie sich eindeutig selbst verletzt hatte. Erst jetzt blickte sie auf ihre Hand und realisierte, dass es nicht sein Blut war.
Nun stahl sich Verwirrung und Erstaunen auf ihr Gesicht.
Sie zog ihren zweiten Dolch, machte einen Schritt nach hinten, um außerhalb seiner Reichweite zu sein. "Dann weiterkämpfen!"
Sie schien ein wenig ihre Fassung wiedergewonnen zu haben.
#81

#82
"Nein, das tue ich nicht," gab sie zurück. Aber sie kämpfte wenigstens statt wegzulaufen.
"Und es ist egal, ob ich weiterkämpfe oder aufgebe. Kämpfe ich weiter, verliere ich vermutlich und Ihr werdet mir sage, ich weiß nicht, wann genug ist. Zudem werdet Ihr mich rügen, dass ich mir nicht zutraue zu gewinnen und von Beginn an an Euren Sieg geglaubt habe. Gebe ich aber auf, werdet Ihr mir sagen, dass ich ein angehender Kampfmagier bin und eine Schande für´s Haus, richtig?"
Sie lächelte.
Er würde also einen Windstoss wirken. Oder aber sie mit dem Metallfächer quer durch die Wüste prügeln.
#83

"DANN BENUZE DIE ENERGIEHAND!"
Der Fächer wurde auf Höhe ihres Kopfes auf Sie geschleudert.
Unglaublich ... Übungstunde "Energiehand" und dann sowas....
"ARAGH...."
Er stürmte auf Sie zu. Die Handflächen lagen aufeinander und wurden aueinandergerissen.
"...Tatzul!"
Funken tanzten über seine Hände. Die Rechte wieder auf Sie zur Abwehr gerichtet, die Linke zum Schlag bereit.
Schluss mit dem Kindergarten... auch wenn er Magierduelle liebte, das hier war eine Übungstunde für einen Zauber verdammt nochmal!
#84
Da hatte sie ihn wohl verärgert. Ups.
Und sie konnte ihren Plan nicht in die Tat umsetzen. Hm, nun gut.
Minea würde ihn herankommen lassen, ausweichen, an ihm vorbei drehen und dann die Energiehand nutzen. Da stand also dieser Berg von Mann, der an Größe und Stärke überlegen war vor dieser kleinen Frau.
Der wird ja immer größer... Kein guter Plan!
Sie schluckte während ihre Kehle immer trockener wurde. Noch drei Schritte.
Sie hauchte die Worte mehr als das sie sie sprach - noch zwei Schritte - und vollführte die Geste. Noch ein Schritt.
Minea fiel auf die Knie und lehnte ihren Oberkörper weit nach hinten. Überall war Sand. Igitt!
Aber sie hatte so eine bessere Möglichkeit ihn zu erwischen, statt nur erwischt zu werden. Das Ausweichen und vorbeidrehen wären zu gewagt gewesen.
Sand! Bäh!
#85

Was trieb das Gör da....
Oh.. verdammt...
Noch ein Schritt vor ihr... Und sie war auf die Knie gegangen....
Na das Spiel kann ich auch...
Noch vor dem letzten Schritt zog er beide Beine an, mit den Knien vorraus und sich zur Seite drehend.
Entweder würde er noch vor ihr mit den Knien im Sand landen und sich mit einer Energiehand auf Ihr abstützen oder er würde mit den Knien vorran und dem Ellenbogen auf ihr landen.
Das könnte weh tun...
#86
Das Einzige, was Hakon hörte, war das Minea die Luft einsog. Sie sah das Unvermeintliche auf sich zukommen und ihr war klar, dass das wehtun würde.
Offensichtlich schien der Meister sich weniger Gedanken darüber zu machen den Lehrling zu verletzen als umgekehrt.
Seine Knie kamen vor ihr im Sand auf und Minea war wirklich froh darüber, denn sein Knie in ihren Rippen hätte sicherlich einige Brüche zur Folge gehabt, zumindest aus dieser Dynamik der Bewegung heraus.
Ihre Augen weiteten sich erneut als sie seine Hand auf sie zuschoss. Sie konnte unmöglich ausweichen.
Sie kam seiner Hand entgegen, bereit zurückgestoßen zu werden, versuchte aber nach seinem Knie zu packen, um ihre Energiehand zu entladen. Den Dolch hatte sie bereits beim Fall zu Boden gleiten lassen um sich besser auf die Geste konzentrieren zu können.
In dem Moment als seinen Hand sie berührte, wurde sie hart zurückgestoßen und sie prallte unsanft mit Kopf und Rücken im Sand auf, so dass sie liegen blieb.
Ihre eigene Energiehand hatte nicht ausgelöst, wenngleich ihre Hand auf seinem Knie lag. Ihr war klar warum, aber es ärgerte sie.
Sie schloss die Augen und presste die Zähne zusammen. Der Schmerz ging durch ihren gesamten Körper und sie unterdrückte ein Schluchzen.
#87

Oh Mann... hat ja doch geklappt... verdorrich noch eins....
Er ließ sich zur Seite fallen und rappelte sich hoch.
Sein Blick glitt auf Mineas Bein...
Mehr Glück als Verstand habe ich gehabt... Hätte sie sich nicht nach hinten gebeugt, sondern mit mit dem Dolch, den Energiehänden oder einem Energiewall abgewehrt, hätte es sehr viel anders ausgesehen...
"Alles noch dran?"
Er kniete sich wieder neben sie und betrachtete ihr Bein genauer...
"Warum können junge Lehrlinge ihren schutz nicht erneuern, wenn der alte abgenutzt ist"... murmelte er, als er die einen Streifen Stoff aus dem Blut herauszog.
Ein Glück kämpfen wir hier auf Sand.... sonst hätte Serana meine Knie wieder zusammenpuzzeln müssen...
Es schüttelte ihn kurz bei dem Gedanken...
"Nein, kein Käse-Schinken Brot heute..."
#88
Minea schlug die Augen auf.
"Käse- Schinken- Brot?" Ihre Stimme klang noch immer etwas brüchig.
Sie bemerkte, dass ihre Hand noh auf Hakon´s Knie ruhte und zog diese hastig weg. Allerdings schien ihr diese ruckartige Bewegung offensichtlich Schmerzen zu bereiten.
Ihr Magen knurrte. "Das wäre jetzt gut..."
Dann schloss sie die Augen wieder, nur um sie sofort wieder zu öffnen.
"Es hat nicht funktioniert," murmelte sie leise und drehte ihren Kopf zur Seite.
Ihre Hand nestelte nach dem Dolch, der unweit von ihr lag und umschloss das Heft. Auch diese Bewegung war schmerzhaft gewesen. Sie spürte wie Sand in ihre blutende Wunde an der Hand gelangt war und nun die einzelnen Körnersich tiefer in ihr Fleisch drückten.
#89

Hakon schien nicht auf ihre Hand zu achten, sondern wühlte in einer seiner Gürteltaschen...
"Wo ist denn nur dieses kleine Mistding hin gekommen?! Ach egal dann anders..."
Seine Hand öffnete den Rucksack, aus der eine kleine braune Flasche in Mineas Sichtfeld wanderte...
Sie wollte also nicht aufgeben... , sehr gut. Aber nicht zur falschen Zeit Minea...
Als Mineas Hand den Dolch ergriff entkorkte Hakon die Flasche und der BRantwein flutete die Beinwunde.
"Lass deine Finger von der Waffe, wenn dich jemand zusammenflick!"
Serana hätte in diesem Moment entweder Minea windelweich geprügelt oder solange in der Wunde gebohrt, bis Sie den Dolch hätte fallen lassen.
Seine Frau hatte wohl doch einen guten Einfluss auf Ihn.
Er schmunzelte offensichtlich vor sich hin und fing an ein Lied zu summen, während er die Wunde reinigte....
"Der Tag ist fein.....MMMMH MMHH MMH MMHHHHHHHHH!"
Das klang ziemlich nach einem komischen Metzger...
#90
Sie sog die Luft scharf ein als der Brandtwein in ihre Wunde lief und wandte sich ihm wieder zu.
"Ein Nirakis darf nicht ohne Waffe sein," murmelte sie leise, lockerte aber ihren Griff um den Dolch sichtlich. Die Waffe ruhte nun sanft in ihrer Hand, aber die Wunde schien wieder aufgegangen zu sein.
"Habe ich Euch vorhin verletzt? Wenn ja, dann tut es mir leid..."
Ihr Rücken und Kopf schmerzten noch immer von dem Sturz und sie wünschte Meister Brychan wäre hier. Er würde sie nicht mit Brandtwein oder Verbänden quälen, sondern es sauber und magisch lösen. Sie würde sich später ihre Wunden ansehen und es versuchen, schließlich hatte sie schon einiges bei ihm gelernt.
Im Moment spürte sie Schweiß an ihrem Rücken und Nacken, sowie Sand an ihrem gesamten Körper und wünschte sie wäre niemals mit hierher gekommen. Das Blut in ihrer Hand klebte und ihr Knie pochte.
Wieder schloss sie kurz die Augen. Sie war plötzlich so müde.
"Mir ist kalt," murmelte sie.
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